Weingut Plag, Kürnbach (Baden)

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„Mittwochs dürfen Sie nicht kommen, da haben die Arztpraxen geschlossen“, erwiderte die freundliche Bedienung auf meine etwas naive Frage, ob es in der Weinstube Plag immer so voll wäre. Zwar ist am Mittwoch der Anteil der mit Besenkalendern bewaffneten Jung-Rentner in der Weinstube besonders hoch. Aber auch an anderen Tagen herrscht bei den Plags großer Andrang. Dies liegt zum Teil am hervorragenden Essen und den kundenfreundlichen Preisen. In erster Linie kommen die Gäste aber wegen der immer besser werdenden Weine des Weinguts Plag. Diese Tropfen haben die Tiefebene des üblichen „Besen-Weins“ längst verlassen. Die besten Produkte von Plag können an der Spitze der Weinregion Kraichgau mitspielen.

 

Das Weingut Plag wird heute in vierter Generation von Philipp und Maja Plag geführt. Nachhaltig unterstützt werden sie durch Philipps Eltern Christa und Werner Plag. Den Grundstein für das heute über 12 Hektar große Weingut legte Albert Plag, der im Winzerort Kürnbach nach Erzählungen der einheimischen Bevölkerung eine Institution in Sachen Weinbau war. Nach Albert Plag, dem Uropa des heutigen Junior-Chefs, ist der neue Spitzen-Schwarzriesling des Weinguts benannt. Der Ausnahmewein würde dem Pionier sicher schmecken.

 

Philipp Plag ist mit Riesenschritten dabei, das Attribut „Nachwuchswinzer“ hinter sich zu lassen. Zu groß sind die Erfolge, die Philipp Plag - vor allem mit seinen Rotweinen - bereits vorzuweisen hat: Mehrfachsieger beim Lemberger-Wettbewerb „Vaihinger Löwe“, sehr gute Bewertungen in den Weinführern „Eichelmann“ und „Gault Millau“ sowie ein Portrait in der Fachzeitschrift „VINUM“ sprechen für sich. In den letzten Jahren haben auch die Weißweine im Weingut Plag kräftig zugelegt:

 

Im Weißweinsortiment ragen die Weißburgunder hervor. Der 2014er Premium-Weißburgunder hat wie der 2012er die für diese Pinot-Sorte typischen Mandel- und Fruchtaromen wie Birne, zarte Limette und Mirabelle. Dazu hat der Wein eine belebende Frische. Der Verkaufsschlager des Weinguts bietet Trinkgenuss pur. Eine qualitative Steigerung bringen der im Holz ausgebaute Weißburgunder „Excellance“ mit seiner cremigen Dichte und wohligen Komplexität und der 2014er Chardonnay „Excellance“ mit gut eingebundenen Holznoten und Vanillearomen. Auch der Grauburgunder „Premium S“ aus 2014 ist ein ausgewogener Pinot mit Volumen und floralen Aromen. Im aktuellen Jahrgang 2015 bietet der Grauburgunder „Premium“ mit vielschichtiger Frucht und weicher Harmonie ein ausgezeichnetes Preis-/Genuss-Verhältnis.

 

Ein neues Produkt im Weingut Plag ist die 2014er Charta-Cuvée aus Weißburgunder, Chardonnay und Blanc de Noir. Die sanften Holznoten verleihen der ausgewogenen Cuvée ein dichtes Geschmacksbild. Sicher eine der besten Cuvées der 2015 gegründeten Winzervereinigung „Weiße Burgunder Charta“. In der Charta sind 15 Winzer von der Badischen Bergstraße und aus dem Kraichgau zusammengeschlossen.

 

 

Dass man auch in Baden sehr gute Lemberger produzieren kann, zeigen bereits die Premium-Lemberger aus dem Mittelsegment. Rote Beeren, Waldfrüchte und schokoladige Noten machen aus den Weinen bereits Tropfen für gehobene Ansprüche. Sie bieten - wie der aktuelle 2014er Premium „S“ - viel Wein fürs Geld. In einer anderen Liga spielt der im Barrique ausgebaute Lemberger „Excellance“. Der Parade-Lemberger von Philipp Plag schaffte mit den Jahrgängen 2011 und 2012 zwei sensationelle Siege in der Königsdisziplin Barrique-Ausbau beim renommierten Lemberger-Wettbewerb „Vaihinger Löwe“. Die 15 Monate in französischer Eiche gelagerten Lemberger verfügen über vielschichtige Aromen nach Brombeere, Schlehe, Johannisbeere, Lorbeer, Nelke und Fleisch. Nach einiger Zeit treten Noten nach Kirsche, Zimt und Gewürzen hinzu. Der dichte Wein vermittelt samtige Eleganz und Tiefe.  

 

Auf ähnlich hohem Niveau zeigt sich die rote Cuvée „Excellance“. Der 2011er fließt in dunklem Granatrot ins Glas. In der Nase rote Fruchtaromen und etwas Milchschokolade. Am Gaumen weiche Kirsch- und Brombeernoten sowie zarter Lebkuchen. Ein straffes Tanningerüst sorgt im Zusammenspiel mit dem komplexen Aromenspektrum für einen flotten Trinkfluss. Im Abgang zeigt die Cuvée eine gute Länge.

 

Im Weingut Plag beschränkt man sich nicht auf die klassischen deutschen Rotweine, sondern vinifiziert erfolgreich auch internationale Rebsorten. Der Merlot ist ein ungemein runder und samtiger Wein mit Kirsch- und Schokoladearomen. Der neue Star unter den Rotweinen ist aber der 2012er Syrah „S“. Der tiefrote Wein mit violetten Rändern verströmt in der Nase Eukalyptus- und Beeren-Noten. Am Gaumen folgen dichte Aromen nach Nougat, Leder und Lakritze. Im weiteren Verlauf gesellen sich Veilchen, Kirschen und Johannisbeere hinzu. Der konzentrierte Wein zeigt Eleganz und Geschmeidigkeit.

 

Kürnbach betreibt Eigenwerbung als „Schwarzriesling-Dorf“. Endlich hat Philipp Plag mit dem „Albert“ einen hochwertigen Schwarzriesling als Aushängeschild dieser Rebsorte im Programm. Der 2012er „Albert“ zeigt ein mittleres Granatrot. In der Nase und am Gaumen dominiert die intensive Frucht nach roten Johannisbeeren, Brombeeren und Wacholder. Der aus 50 Jahre alten Reben gekelterte Schwarzriesling verfügt über eine harmonische Struktur und verbreitet enorme Trinkfreude. Die vom Ausbau in neuen und gebrauchten Barriques herrührende Holznote bleibt dezent im Hintergrund. Mit einem langen Finale verabschiedet sich der stoffige Wein.

 

Insgesamt stellt Philipp Plag eine bärenstarke Kollektion auf hohem Niveau vor. Vom Weingut Plag dürfte in Zukunft noch mehr zu erwarten sein. Gerade hat Plag massiv in die Betriebsgebäude investiert. Vom schmucken Probierraum kann der Weinfreund nun direkt in den neuen Barrique-Keller schauen. Dort schlummern bereits die viel versprechenden Rotweine des Jahrgangs 2015 in den Fässern. „Dies dürfte der beste Rotweinjahrgang der letzten 15 Jahren werden“, freut sich Philipp Plag schon auf seine reifenden Schätze.

 

Der Publikumsandrang bei der offiziellen Einweihung der Kellerei war wieder enorm. Ein innovatives Geschäftsmodell könnte aber den Plag´schen Absatz noch weiter steigern: In der Politik wird seit Jahren über die Kostendämpfung im Gesundheitswesen diskutiert. Vielleicht würden die Kosten für Arztbesuche sinken, wenn die Öffnungszeiten der Weinstube Plag verlängert würden. Oder noch besser: Plag-Lemberger wird gleich auf Rezept verschrieben.

 

Kontaktdaten

Weingut Plag

Leiberger-Weg 1

75057 Kürnbach

Tel.: 07258/234

Mail: info@weingut-plag.de

Internet: www.weingut-plag.de

 

Weingutportrait von Manfred Beismann, Mai 2016