Weingut Franz Keller, Vogtsburg-Oberbergen (Baden) 

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Kellers Hattrick: Das Arrangement des Hotels „Schwarzer Adler“ in Oberbergen im Kaiserstuhl umfasst neben den Übernachtungen noch Abendessen in den drei örtlichen Restaurants von Franz Keller. Doch für den umtriebigen Senior-Chef des Hotels, Fritz Keller, hat die Drei gleich mehrfache Bedeutung. So ist das badische Urgestein Gastronom, Weinhändler und Winzer in einer Person. Mit seiner Gattin Bettina hat er drei Söhne, denen er seine drei Leidenschaften Wein, gute Küche und Fußball offensichtlich vererbt hat.

 

 

„Nebenbei“ ist Fritz Keller nämlich noch Präsident des Bundesliga-Clubs SC Freiburg, mit dem er gerade einen (weiteren) Lebenstraum in Form eines neuen Fußballstadions verwirklicht. Mit dem Fußball-Virus hat ihn wahrscheinlich bereits sein Taufpate und Namensgeber Fritz Walter infiziert, der geniale Kapitän der 1954er Weltmeistermannschaft. 

 

 

Dass man im Hotel Schwarzer Adler mit badischer Herzlichkeit empfangen wird und in den angeschlossenen Restaurants außerordentliche kulinarische Erlebnisse geboten werden, bedarf keiner besonderen Erwähnung. Das Arrangement Hattrick bietet nur Volltreffer. Zu Beginn ein fulminantes Menu im Schwarzen Adler, der seit 50 Jahren mindestens einen Michelin-Stern hält und über eine Weinkarte mit 2.700 Positionen verfügt. Die international ausgerichtete Kellerwirtschaft im modernen Gutsneubau stellte bei einem gelungenen Grillabend mit Fisch und Krustentieren unter Beweis, dass in Deutschland nicht nur Bratwürste gegrillt werden. Zum Abschluss überzeugt auch die badische Regionalküche im bodenständigen Gasthof Rebstock. Begleitet werden diese Essen natürlich mit Weinen des unerschöpflichen Reservoirs aus dem 35 Hektar großen Weingut Franz Keller und dem seit über 100 Jahren betriebenen Weinhandel, der vor allem eine sagenhafte Auswahl an französischen Weinen vorhält.

 

 

Hinter dem Rebstock ließen die Kellers drei 100 Meter tiefe Bergkeller in den Kaiserstühler Löss bohren. Eine geniale Lösung, kann doch dort bei konstant 12 Grad eine unüberschaubare Zahl vor allem hochwertiger Bordeaux-Weine gelagert werden. Die Bordeaux-Verkostungen in den Bergkellern sind legendär.

 

 

Hausgäste im Hotel Schwarzen Adler verkosten das aktuelle Sortiment nach einer Weingutsführung in der Vinothek des neuen Gutsgebäudes. Fritz Keller hat 2013 am Badberg ein imposantes neues Weingutsgebäude erstellt. Wer das riesige Loch in der Terrassenlandschaft des Kaiserstuhls gesehen hat, konnte sich nicht vorstellen, dass sich das voluminöse Objekt nach seiner Fertigstellung in die Landschaft einfügen würde. Dank einer architektonischen Meisterleistung setzt sich heute die Terrassenlandschaft im Weingut quasi fort. Das Weingut „verschwindet“ insbesondere durch die Dachbegrünung der drei Etagen wie von Geisterhand im Hang. Auf der Terrasse der Kellerwirtschaft mit Blick auf die berühmte Oberbergener Bassgeige fühlt man sich wie in einer Wiese und nicht auf dem Dach eines Betonkolosses mit einer Nutzfläche von 4.000 Quadratmetern.

 

 

In der Vinothek herrscht auch an einem Mittwoch-Morgen reger Betrieb. Junior-Chef Friedrich Keller führt eine interessierte Gruppe von Weinbau-Studenten durch das Gebäude. Der allgegenwärtige Senior-Chef Fritz Keller stellt seine Weine zunächst dem ehemaligen Nationaltorwart Rene Adler und dann Gästen aus San Diego vor. Überhaupt scheint Fritz Keller für sich den Zusammenhang von Raum und Zeit aufgelöst zu haben. Ob beim Frühstück auf der Terrasse des Schwarzen Adlers, in der Vinothek oder beim Abendessen im Rebstock. Überall taucht der Vollblut-Gastronom Fritz Keller auf. Immer begrüßt er seine Gäste mit badischer Herzlichkeit und hat zugleich ein waches Auge auf die Betriebsabläufe.

 

 

Die hohe Investition in das neue Weingut zahlt sich in der Weinqualität spürbar aus. Das neue Gebäude hat die Schlagkraft des Gutes deutlich erhöht. Die Trauben und die späteren Weine werden von der Anlieferung bis zur Lagerung weitgehend von der Schwerkraft ohne unnötige Pumpvorgänge bewegt. Fritz und sein ältester Sohn Friedrich, der die Leitung des Weinguts übernommen hat, eilen in den letzten Jahren von Erfolg zu Erfolg. Die Aufnahme in den Eliteverband VDP 2014, Winzer des Jahres 2019 im Gault Millau und Kollektion des Jahres 2019 im Falstaff sprechen eine eindeutige Sprache.

 

 

Das Sortiment von Franz Keller wird bei den Weißweinen von Weiß- und Grauburgunder sowie Chardonnay dominiert. Spätburgunder ist die vorherrschende Rebsorte im roten Segment. Das Weingut Keller profitiert dabei von herausragenden Lagen, darunter Filetstücke in der Oberbergener Bassgeige und Flächen in den Spitzenlagen Achkarrer Schlossberg, Eichberg und Kirchberg in Oberrotweil sowie Jechtinger Enselberg. Das Angebot gliedert sich in Anlehnung an die Qualitätspyramide des VDP in folgende Kategorien:

 

 

-Jedentag

 

Gut gemachte Weine für jeden Tag bietet die Serie „Jedentag“. Dort findet man auch Rebsorten, die nicht unbedingt im Fokus des „Burgunder-Weinguts“ Franz Keller stehen. Zu erwähnen sind der herb, frische Saignèe Rosè und ein typischer Sauvignon Blanc mit grünen Stachelbeer-Aromen.

 

- Gutsweine

 

Richtig spannend wird es mit den Gutsweinen von Franz Keller. Die auf Löss gewachsenen Weiß- und Grauburgunder sind Archetypen für werthaltige, süffige Burgunder. Liebling auch für Hobby-Weintrinker dürfte der 2018er Weißburgunder vom Löss werden. Ein süffiger Wein, der mit gelben Fruchtaromen und strukturiertem Background überzeugt. Sein „Bruder“, der Grauburgunder, zeigt mehr Dichte und kühle Struktur. Der 2017er Spätburgunder vom Löss ist noch jung und hat derzeit spürbare Holznoten. Das Potenzial des im Holzfass ausgebauten Burgunders ist aber bereits erkennbar. Alle Gutsweine haben ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis. 

 

- Erste Lage 

 

Das VDP-Weingut Franz Keller verkauft in der Ersten Lage primär Weine aus der berühmten Oberbergener Bassgeige. Aus selektierten Trauben keltert das VDP-Weingut Weine mit Wiedererkennungswert, Substanz und Struktur. Die Weine werden überwiegend im Holzfass ausgebaut.

 

Im 2018er Weißburgunder Bassgeige ist der Holzausbau noch spürbar. Der Pinot zeigt typische Mandelaromen, florale Noten und eine straffe Mineralität. Der Grauburgunder aus 2017 präsentiert sich bereits reifer. Ein idealer Speisebegleiter, der durch sein Volumen und die herbe Frische viel Spaß macht. Der Chardonnay von der Bassgeige ist in der Vinothek leider bereits ausverkauft ist. In der Kellerwirtschaft konnte ich den 2016er zu gegrilltem Fisch genießen. Der Chardonnay ist mein absoluter Favorit unter den Erste-Lage-Weinen. Auf der Basis ausgeprägter Mineralität finden sich feine Fruchtaromen und eine unheimliche Eleganz und Harmonie.

 

Der 2017er Spätburgunder aus der Bassgeige bringt gegenüber dem Gutswein eine deutliche Steigerung. Der angenehme Säurenerv verleiht dem Burgunder herbe Frische, die von komplexen Fruchtaromen aufgefangen wird.

 

- Franz Anton 

 

Die unter dem Namen des Großvaters von Fritz Keller aufgelegte Linie „Franz Anton“ steht für Lagen- Cuvées. Die Trauben stammen von alten Reben, die auf verschiedenen Höhenlagen und Vulkangesteinsböden des Kaiserstuhls gewachsen sind. Der Ausbau findet komplett im Holzfass, darunter 10 % im neuen Barrique, statt. Wir beginnen mit dem 2017er Weißburgunder, ein mineralischer Pinot, der leichte Vanille-Noten und dezente Holznoten harmonisch verbindet. Ein Klassiker ist der Grauburgunder desselben Jahrgangs. Hier wird das Bemühen von Friedrich Keller deutlich, die einzigartige Mineralität und das Vulkangestein in die Flasche zu bringen. Mein Favorit unter den „Franz Anton“-Weinen ist wieder der Chardonnay. Bei diesem Pinot aus 2017 kommen zur Mineralität und zur Bodentypizität noch sehr ausgewogene, dezente Fruchtaromen hinzu. 

 

Die aktuellen Rotweine der „Franz Anton“-Line stammen aus 2016. Der Spätburgunder zeigt bei aller Kraft eine sagenhafte Finesse. Der vulkanische Ursprung wird von herrliche Johannisbeeren-Aromen umspielt. Künftig nicht mehr im Sortiment ist die Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Merlot, weil sich Friedrich Keller mehr auf Spätburgunder konzentrieren will. Eigentlich schade, denn die Cuvée Franz Anton ist ein kräftiger Tropfen, der Dichte und unheimliche Komplexität mit Aromen nach Pfeffer, Veilchen und Pflaumen verbindet. 

 

- Große Lage

 

Die Spitze der Qualitätspyramide im Hause Franz Keller hat nur einen Nachteil: Die Großen Gewächse sind schnell ausverkauft. Sie werden teilweise der Kundschaft „zugeteilt“. Nur in den drei angegliederten Restaurants können sie die Entwicklung über eine ganze Palette an Jahrgängen nachschmecken. Bei meinem Besuch in der Vinothek gab es immerhin einen Spätburgunder vom Jechtinger Enselsberg aus 2014 zu verkosten. Dieser Wein ist inzwischen (zurecht) zum Großen Gewächs aufgestiegen. Das verwendete französische Klon-Material und der Basalt-Boden bieten beste Voraussetzungen für einen kräftigen, harmonischen Spätburgunder. Geschmeidige Komplexität lassen im weiteren Verlauf verschiedene rote Beerennoten, insbesondere nach Brombeere erkennen. Der im Rebstock probierte 2013er Spätburgunder S, ein Vorläufer der Großen Gewächse, zeigt exemplarisch die positive Entwicklung der Kellerschen Spätburgunder. Vielschichtige Eleganz und reife Tannine geben Noten nach dunklen Beeren, etwas Cassis und Pfeffer frei. Ein milder Säurestrahl sorgt für Frische und anhaltende Trinkfreude.

 

Für die weiteren Großen Gewächse muss ich auf den Folgejahrgang warten, der im Herbst vorgestellt wird. Dann gibt es den Weißburgunder Leh, die Grauburgunder Kirchberg und Schlossberg sowie den Chardonnay Kirchberg. Weitere Spätburgunder kommen vom Schlossberg, Kirchberg und Eichberg.

 

- Sekt

 

Natürlich dürfen bei der französisch inspirierten Küche von Franz Keller hauseigene Sekte nicht fehlen. Zum Einstieg der Petit Adler, der aus Riesling und Müller-Thurgau gewonnen wird und frische Muskatnoten in den Vordergrund stellt. Der aus Spätburgunder- und etwas Weißburgunder-Trauben gewonnene Rose-Sekt bringt eine deutliche Qualitätssteigerung. Feine Perlage mit roten Beerennoten sind eine hervorragende Einstimmung in ein gutes Essen. Glanzstück ist aber der Blanc de Blanc aus Chardonnay-Trauben. Feinste Perlage, weiche Butter- und Brioche-Noten. Ein Klassiker, der manchem Champagner die Schau stiehlt.

 

Im Weinbau sind schnelle Erfolge wie etwa im Fußball, wo man mit einem Hattrick drei Tore in einer Halbzeit erzielen kann, nicht möglich. Der Erfolg des Weinguts Franz Keller ist das Ergebnis der Arbeit von Generationen:

 

Den Grundstein für die heutige Qualität legte bereits der Vater von Fritz Keller. Franz Keller, der legendäre „Rebell vom Kaiserstuhl“, kämpfte wie kein anderer in der Nachkriegszeit gegen die damalige „Süßweinwelle“ und die überdimensionierte Flurbereinigung am Kaiserstuhl. Der „Erfinder“ des trockenen Grauburgunders schuf mit konsequent durchgegorenen Weinen die Basis dafür, dass die damals gängigen süßen Ruländer heute fast vollständig von der Bildfläche verschwunden sind.

 

Der heutige Senior-Chef Fritz Keller führt das Unternehmen mit Weitblick in die Zukunft. Das neue Betriebsgebäude und der Zukauf von Spitzenlagen bieten optimale Voraussetzungen für die Entwicklung des Weinguts in den nächsten Jahrzehnten. Das Credo des Hauses, kompromisslos trockene Weine zu erzeugen, setzte Fritz Keller fort.

 

Inzwischen nutzt sein Sohn Friedrich Keller als Betriebsleiter des Weinguts die „Steilvorlagen“ seiner Vorfahren. In den aktuellen Weinen arbeitet Friedrich Keller die einzigartige Mineralität des Kaiserstuhls mit seinen Vulkanböden in Vollendung heraus. Friedrich Keller hob die Burgunder des Weinguts mit Konsequenz und Akribie auf ein neues Qualitätsniveau.

 

Kurzum: Jeder Keller ein Volltreffer! Wenn man so will, ein Wein-Hattrick. 

 

Weingut Franz Keller 

Badbergstr. 44 

79235 Vogtsburg-Oberbergen 

Tel.: 07662/93300 

Mail: verkauf@franz-keller.de 

Internet: www.franz-keller.de 

 

Weingutportrait von Manfred Beismann, Juli 2019