Weingut Dr. Crusius, Traisen (Nahe)

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Kristallklare Weine mit Wiedererkennungswert

 

Rebecca Crusius hat in diesen Tagen viel zu tun. Die Juniorchefin des VDP-Weinguts in Traisen bereitet die Lese vor. Nach der Betriebserweiterung auf 30 Hektar kein kleines Unterfangen, zumal ihr Vater, Senior-Chef Dr. Peter Crusius, noch in Urlaub ist. Trotzdem nimmt sich die Geisenheim-Absolventin Zeit, um uns große Teile der aktuellen Kollektion im repräsentativen Verkostungsraum des Gutsgebäudes zu präsentieren.

 

Das Weingut Dr. Crusius an der Nahe kann auf eine lange Tradition bis 1576 zurückblicken. Dr. Peter Crusius hat den Betrieb mit einem eigenständigen Stil in die Spitzengruppe der Nahe-Weingüter geführt. Tochter Rebecca ist 2019 in den Betrieb eingestiegen. Mit 60 Prozent Riesling, 30 Prozent weiße Burgunder-Sorten und 10 Prozent Rotwein verfügt das Weingut über ein breites Rebsorten-Spektrum. Weithin bekannt sind die Klassischen Sommernächte im Innenhof des Weinguts, die dieses Jahr bereits zum 18. Mal stattfinden. Dabei spielen regelmäßig exzellente Rock- oder Jazz-Bands vor begeistertem Publikum.

 

Die aktuelle Kollektion, die weitgehend von Rebecca verantwortet wird, zeigt wieder den typischen Crusius-Stil:

 

Bereits dem 2021er Riesling-Gutswein Sonnenfels gilt eine klare Kaufempfehlung. Klarheit, Frische und schöne gelbe Fruchtaromen verbinden sich zu einem süffigen Riesling. Bei den Riesling-Ortsweinen stehen sich der Traisener „Vom Fels“ und der Schlossböckelheimer „Von Bergen, Schlössern und Burgen“ gegenüber. Leichte Vorteile liegen dabei beim „Vom Fels“ mit Druck und Zug am Gaumen.

 

Die Serie trockener Rieslinge aus 2021 wird mit drei 1. Lage-Weinen fortgesetzt: Den Beginn macht der Traiser Rotenfels mit knackiger Säure und Dichte. Der Norheimer „In der Kirschheck“ ist schon etwas zugänglicher; er verfügt über Noten nach grünen Äpfeln. Favorit ist aber der Niederhäuser Felsensteyer. Die kleine Steillage über Niederhausen besteht aus Lehm- und Schiefer-Böden. Das Geschmacksbild wird von Citrus-Noten dominiert, wobei vielschichtige Elemente wie Zitrone, Limette und Grapefruit für einen rassigen Trinkfluss sorgen. Die Schiefer-Mineralität und die milde Säure bilden mit den Fruchtaromen ein harmonisches Gesamtbild.

 

Im Premium-Segment der trockenen Rieslinge verkosten wir den „Top of the Rock“ aus 2021 und 2019. Die Selektion von Trauben aus Spitzenlagen entfaltet die Vulkan- und Schiefer-Aromatik verbunden mit gelben Fruchtnoten. Der etwas reifere 2019er hat im Vergleich die Nase vorne. Zum Abschluss der Phalanx trockener Rieslinge probieren wir das Große Gewächs aus der Kupfergrube. Die Schlossböckelheimer Kupfergrube ist eine absolute Top-Lage an der Nahe. Sie liegt unterhalb einer vulkanischen Felswand direkt an der Nahe. Die Lage ist nach Süden bis Südwesten ausgerichtet und 30 bis 70 Prozent steil. Das 2021er Große Gewächs hat eine köstliche Nase nach Grapefruit und Orange. Am Gaumen unheimliche Dichte und Spannung. Weitere Fruchtaromen wie Mandarine und Aprikose und eine herbe Frische treten hinzu. Ein Spitzenwein im Jugendstadium, der erst in einigen Jahren seine ganze Klasse zeigen wird.

 

Das Weingut Dr. Crusius verfügt traditionell über ein hochwertiges Burgunder-Angebot. Deshalb sollte man sich nicht auf Riesling begrenzen. Wir verkosten aus Zeitgründen nur den 2021er Traiser Weißburgunder „Kaffel“ und landen einen Volltreffer. Der Weißburgunder „Kaffel“ trocken wird im Edelstahl und (teilweise) in jungem Eichenholz ausgebaut. Der Burgunder überzeugt mit Vanillearomen und eleganter Burgunderfrucht. Cremigkeit und Harmonie sorgen für Hochgenuss.

 

In der Gesamtbewertung zeigt das Weingut Dr. Crusius eine homogene und hochwertige Kollektion in einem nicht einfachen Jahrgang. Der Generationenübergang im Hause Crusius ist auf gutem Weg. Der erfolgreiche Stil mit klaren und animierenden Weinen wird konsequent fortgesetzt. Die Lese 2022 kann kommen.

 

Kontaktdaten

Weingut Dr. Crusius

Hauptstr. 2

55595 Traisen

Tel.: 0671/33953

Mail: info@weingut-crusius.de

Internet: www.weingut-crusius.de

 

Weingutportrait von Manfred Beismann, September 2022