Ausflug zum Schatzkästchen Deutschlands / 20.05. - 22.05.2016
„Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nahe.“ Ob Goethe bei diesem Ausspruch an das Weinanbaugebiet Nahe gedacht hat, ist leider nicht überliefert. Der Verein für Weinkultur gewann bei seinem diesjährigen Frühjahrsausflug jedenfalls den Eindruck, dass der große Dichter damit goldrichtig gelegen hätte.
Die vom Vorsitzenden Heinz Fuchs hervorragend organisierte Exkursion führte nach Bingen am Rhein. Bingen liegt an der Schnittstelle der Anbaugebiete Nahe, Rheinhessen, Rheingau und Mittelrhein. Während am Rhein die Touristen- und Verkehrsströme pulsieren, geht es an der benachbarten Nahe eher beschaulich zu. Das Nahe-Tal ist ein Eldorado für Wanderer, Radfahrer und Weinliebhaber. Die Nahe wurde wegen ihrer geologischen Vielfalt und des Rebsorten-Reichtums historisch auch das „Schatzkästchen Deutschlands“ genannt. Heute spielt der Riesling die erste Geige in dem Anbaugebiet.
Einen gelungenen Einstieg in den überdurchschnittlichen Weinjahrgang 2015 erlebten die Mitglieder am Freitagabend in der urigen Gaststätte des Weinguts Göttelmann in Münster-Sarmsheim. Bei einem zünftigen Abendessen präsentierte der Eigentümer Götz Blessing interessante Rieslinge für vergleichsweise wenig Geld. Der Samstag begann mit einer beeindruckenden Weinprobe im Weltklasse-Weingut Schäfer-Fröhlich in Bockenau. Viele Spitzengewächse sind bei Schäfer-Fröhlich schon vor der Flaschenfüllung reserviert. Die Weinfreunde waren von den elektrisierenden Rieslingen mit ihrer laserstrahlartigen Intensität und der vibrierenden Eleganz begeistert. Ein Hochamt der deutschen Riesling-Kultur.
Anschließend fuhren die Ausflügler von Bingen mit der Fähre über den Rhein nach Rüdesheim. Nach einem Blitzbesuch durch die mit Touristen überfrachtete Drosselgasse führte die Seilbahn hinauf zum Niederwalddenkmal. Von dem imposanten, 38 Meter hohen Bauwerk, das anlässlich der Gründung des Kaiserreichs 1871 errichtet wurde, hat man einen herrlichen Blick über den Rhein, den Rheingau und Rheinhessen. Nach einer weiteren Rheinüberquerung klang der Samstag im Innenhof der stilvollen Gutsschänke des Weinguts Kruger-Rumpf in Münster-Sarmsheim aus. Der Senior-Chef des inzwischen auf 40 Hektar gewachsenen VDP-Weinguts präsentierte wie gewohnt glasklare, mineralische Rieslinge und ausgewogene Burgunder. Dazu servierte die ausgezeichnete Gutsküche kulinarische Delikatessen.
Die Vereinsmitglieder zeigten sich über das durchgängig hohe Niveau der Nahe-Weine beeindruckt. Das Anbaugebiet hat sich in den letzten Jahren zu einer der besten Riesling-Regionen Deutschlands entwickelt. Auf Goethe ist eben - ob gewollt oder nicht - Verlass.
Bericht von Manfred Beismann