VDP präsentiert herausragende Große Gewächse
Jedes Jahr ist Anfang September eine gespannte Vorfreude unter Deutschlands Weinliebhabern zu spüren. Dann präsentiert der Verband der Prädikatsweingüter (VDP) die Großen Gewächse (GG) seiner etwa 200 Mitgliedsbetriebe. Die Weingüter stellen die hochwertigsten Weißweine aus dem Vorjahr und Rotweine des vorletzten Jahres vor. Das Fachpublikum fieberte 2016 der Auftaktveranstaltung in Berlin entgegen, versprach doch der Jahrgang 2015 im Weißweinbereich absolutes Topniveau. Die Präsentation in der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom bot mit 130 Winzern einen einzigartigen Überblick über Deutschlands Weinelite.
Das zahlreich erschienene Publikum wurde nicht enttäuscht. Die 2015er Rieslinge boten sowohl trocken als auch süß hervorragende Qualitäten. Der Rotweinjahrgang 2014 hatte es dagegen etwas schwerer. Aber für die Spitzenbetriebe Deutschlands gibt es faktisch keine schwachen Jahrgänge mehr. Die Situation in den Anbaugebieten und den einzelnen Rebsorten war durchaus unterschiedlich. Nachdem das umfangreiche Angebot an einem heißen Berliner Nachmittag auch den konditionsstärksten Verkoster überfordert, werden in den nachstehenden Überblick auch Ergebnisse der Jahrgangspräsentationen Rheinhessen und Württemberg mit der Gastregion Franken einbezogen. Die nachstehend aufgeführten Weine sind als absolute Highlights und als Kaufempfehlung zu verstehen.
Riesling trocken
- Mosel
Mosel, Saar und Ruwer sind die Gewinner des heißen Jahres 2015. Selbst für Experten waren die hohen Säurewerte überraschend, die aromatische, aber auch spannungsreiche und haltbare Spitzengewächse ermöglichten. Das Anbaugebiet brachte durchgängig höchste Qualitäten in die Flasche. Nur die Besten der Guten werden hier einzeln aufgeführt:
o Clemens Busch, Marienburg „Fahrlay“
Die vollreifen Trauben des Biowinzers zeigen im Fahrlay bereits in der Jugend präsente Frucht. Die unheimlich tiefe Schiefer-Mineralik und deutliche Feuerstein-Noten ergeben einen Charakterwein für Kenner.
o Maximin Grünhaus, Herrenberg
Das Neumitglied Maximin Grünhaus bestätigte mit einer hervorragenden Kollektion, dass seine Aufnahme in den VDP überfällig war. Aktuell ist der Herrenberg gegenüber dem Abtsberg noch leicht im Vorteil. Ein kompletter Wein mit komplexer Frucht nach Maracuja und Aprikose sowie wunderbarem Frucht-/Säurespiel. Die bekannt gute Entwicklungsfähigkeit der Grünhaus-Weine lässt für die nächsten Jahre vom 2015er eine exzellente Flaschenreife erwarten.
o Heymann-Löwenstein, Uhlen-Laubach
Eine Phalanx eigenständiger, bodengeprägter Unikate bot Heymann-Löwenstein. An der Spitze der Uhlen Laubach mit ausgeprägtem Schiefer-Terroir und unheimlicher Tiefe. Im Hintergrund vielschichtige Fruchtnoten. Ein Wein mit großem Potenzial.
o Dr. Loosen, Treppchen
Der Verfechter des trockenen Mosel-Rieslings bot 2015 eine atemberaubende Serie wunderbarer GGs. In diesem frühen Entwicklungsstadium hat das Treppchen von Alten Reben gegenüber dem Prälat noch die Nase vorn. Eine ganz tiefe Frucht nach Grapefruit, die unbeschreiblichen Schiefer-Noten und die einzigartigen Aromen nach Feuerstein und Heu machen dieses GG zu einem der großen Rieslinge des Jahrgangs.
- Mittelrhein
Auch das kleine Anbaugebiet Mittelrhein zeigte in Berlin durchgängig sehr gute Qualitäten. Eindeutiger Superstar am Mittelrhein ist Matthias Müller.
o Matthias Müller, Engelstein
Matthias Müller hat 2015 eine grandiose Gesamtkollektion vom einfachen Gutswein bis zum Spitzengewächs vorgelegt. Das GG vom Engelstein ist der krönende Abschluss. Bereits trinkreif und saftig zeigt der Engelstein die gewohnt komplexen Fruchtaromen mit viel Aprikose. Ein Aushängeschild für den Mittelrhein.
- Rheinhessen
Rheinhessen brachte in der Spitze hervorragende Jahresergebnisse. Die Rieslinge sind sehr bodengeprägt. Dramatische Kühle und „very stoned“. In der Breite fehlt im Vergleich zur Mosel etwas die Strahlkraft.
o Battenfield-Spanier, Zellerweg am schwarzen Herrgott
Hans Oliver Spanier brachte mit seinen in Mainz vorgestellten vier GGs wieder den Stein in die Flasche. Highlight ist aktuell der Zellerweg am schwarzen Herrgott. Man glaubt fast am Stein zu lutschen. Ein äußerst geradliniger, fokussierter Riesling mit Präzision.
o Klaus Keller, Hubacker
Klaus Keller stellte in Mainz „nur“ den Hubacker vor. Aber der Hubacker war der Spitzenriesling der Veranstaltung. Eine traumhaft komplexe Nase. Im Mund eine extrem feine, aber füllige Frucht. Vielschichtiges Boden-/Fruchtspiel. Ewige Länge.
o Wittmann, Morstein
Unter den drei in Mainz präsentierten GGs war wieder einmal der Morstein klarer Favorit. Tiefe Mineralität, enormer Druck. Trotz extremer Kühle, spürbare Kraft. Im Hintergrund gelbe Früchte, vor allem Mirabelle.
- Rheingau
Der Rheingau hat 2015 große Rieslinge zu bieten. Voll ausgereifte, satte Frucht und wunderbare Harmonie.
o Schloss Johannisberg, Silberlack
Schloss Johannisberg, das Aushängeschild deutscher Riesling-Kultur, ist 2015 wieder voll auf Kurs. Der Silberlack wird sich zwar erst in den nächsten Jahren zu seiner vollen Größe entfalten. Aber bereits jetzt bietet das GG absolute Präzision, sattes Fruchtspektrum und eine leichte Pfeffernote.
o Weil, Gräfenberg
Auch 2015 ist der Gräfenberg von Robert Weil wieder ein Riesling-Monument. Ein perfekt ausgebauter Riesling. Bereits in der Nase reife und füllige Frucht. Im Mund cremige Textur, feines Frucht-/Säurespiel.
o Kühn, Doosberg (2014)
Peter Jakob Kühn stellte in Berlin noch den 2014er Doosberg vor. Individuelle Klasse mit Wiedererkennungswert. Grandiose vielschichtige Nase. Am Gaumen unheimliches Fruchtspiel mit Limetten-Noten im Vordergrund. Ganz eigene Stilistik und ein Highlight der Veranstaltung.
- Pfalz
Die Pfalz bot durchgängig schöne Rieslinge auf hohem Niveau. Die Mittelhaardt steht bei den trockenen Rieslingen an der Gebietsspitze.
o Von Winning, Pechstein
Von Winning bot eine breite Palette ausdrucksstarker GGs. Der im Holz ausgebaute Pechstein zeigt 2015 erneut individuelle Klasse. Komplexe Aromen nach Orangen und weißen Blüten. Ausdrucksstark und von überwältigender Intensität.
o Bassermann-Jordan, Jesuitengarten
Das Traditionsweingut präsentierte vier sehr gelungene Rieslinge. Der Jesuitengarten verfügt bereits über eine präsente Frucht, eingebunden in eine feine Mineralik.
o Mosbacher, Ungeheuer
Die Stärke des Weinguts Mosbacher liegt in der feinen, überbordenden Frucht. Auch der 2015er Ungeheuer zeigt bereits präsente Fruchtaromen. Die Mineralität bleibt etwas im Hintergrund.
- Nahe
Die Nahe ist 2015 weiter im Aufwind. Die oft stahligen Rieslinge sind in diesem Jahrgang Profiteure des sonnigen Witterungsverlaufs mit vollreifen Trauben. Durchgängig hohes Niveau.
o Dönnhoff, Brücke
Der Versteigerungswein „Brücke“ ist gegenüber der „Hermannshöhle“ aktuell leicht im Vorteil. Ungemein druckvoll, komplexe unheimlich tiefe Mineralität. Trotzdem spürbarer Schmelz. Einer der großen Rieslinge des Jahrgangs.
o Emrich-Schönleber, Frühlingsplätzchen
Oft etwas im Schatten des Halenbergs zeigt das Frühlingsplätzchen 2015 seine unnachahmlichen Stärken. Ein fröhlicher und zarter Wein mit der Beschwingtheit einer Blumenwiese. Unbekümmerte Klasse mit Komplexität.
o Schäfer-Fröhlich, Felseneck
Shooting-Star Tim Fröhlich zeigt wie immer eine energiegeladene Kollektion an Spitzenrieslingen. An der Spitze wieder der Felseneck mit einem leichten Stinker von der Spontanvergärung. In der weiteren Entwicklung zeigt das GG seine große Klasse. Laserstrahlartige präzise Mineralität. Steinige Direktheit. Komplexer Power-Riesling mit großer Zukunft.
- Franken
Franken stellte teilweise Rieslinge aus Vorjahren vor. Bei den 2015er bildete Horst Sauer die Gebietsspitze.
o Horst Sauer, Am Lumpen 1655
Der Weltklassewinzer präsentierte aus 2015 ein GG mit feiner Citrus-Nase. Am Gaumen ungemein feinfruchtige und komplexe Struktur. Er vereint Kraft mit verspielter Eleganz.
- Fazit
Der Riesling-Jahrgang 2015 brachte eine unheimliche Dichte herausragender trockener Rieslinge. Dabei gab es zwischen den Anbaugebieten durchaus qualitative Unterschiede. Absolute Gewinner war die Mosel, wo die opulente Frucht des heißen Jahres perfekt durch die hohe Säure abgepuffert wurde. Ein durchgängig hohes Niveau, so dass man die Rieslinge des Anbaugebiets nahezu blind kaufen kann. Auch für die Nahe war es ein Ausnahmejahrgang.
Riesling süß
2015 dürfte in Deutschland das beste Süßweinjahr nach 2005 werden. Die überraschend hohen Säurewerte bieten den perfekten Gegenpol zum heißen Jahrgang. Diese seltene Konstellation bietet beste Voraussetzungen, die Einzigartigkeit deutscher Rieslinge zu dokumentieren. Hier schlägt natürlich die große Stunde der Mosel mit der Saar und der Ruwer. Aber auch die Süßweinspezialisten der anderen Anbaugebiete boten absolute Spitzenweine. Bei den Veranstaltungen wurden primär die angebotenen Auslesen verkostet. Schade, dass in Berlin die Saar-Weingüter Peter Lauer und Geltz-Zilliken nicht vertreten waren. Beide VDP-Weingüter haben aus 2015 hervorragende Kollektionen mit überwältigenden Süßweinen vorgestellt.
- Mosel
o Othegraven, Altenberg Alte Reben Auslese
Die Stärke des Weinguts von Othegraven liegt bei den feinherben und edelsüßen Rieslingen. Das Jahr 2015 bot daher ideale Voraussetzungen für einen Spitzenjahrgang. Die Auslese Altenberg von „Alten Reben“ vereint die Stärken des süßen Saar-Rieslings in sich. Ein prall gefüllter Früchtekorb mit unglaublicher Süße verbindet sich mit einer spürbaren Säure in vollendeter Harmonie.
o Fritz Haag, Juffer Auslese Goldkapsel
Süßwein-Legende Fritz Haag und sein Sohn Oliver konnten 2015 wieder exzellente süße Rieslinge vorstellen. Die Goldkapsel-Auslese aus der Juffer ist wieder der Inbegriff eines dichten, fast Sirup-artigen Rieslings. Eine absolute Fruchtexplosion, die durch die korrespondierende Säure trotzdem leichte Eleganz und Harmonie versprüht.
- Andere Anbaugebiete
o Horst Sauer, Escherndorfer Lump Trockenbeerenauslese (Franken)
Süßwein-Ikone Horst Sauer zelebrierte in Stuttgart mit seiner TBA vom Lump wieder einmal die hohe Kunst des Süßweins. Unglaubliche Dichte, ein Frucht-Cocktail mit unglaublicher Intensität. Weltklasse aus Franken.
o Weil, Gräfenberg Auslese (Rheingau)
Das internationale Aushängeschild für deutschen Riesling, Robert Weil, präsentierte mit der 2015er Gräfenberg Auslese einen wunderbar harmonischen, runden Riesling. Der komplexe Wein ist nicht ganz so süß, dafür aber von unheimlicher Präzision.
o Dr. Crusius, Bastei Beerenauslese (Nahe)
Auch an der Nahe gelangen 2015 außergewöhnlich hochwertige Süßweine. Dr. Crusius demonstrierte mit der Beerenauslese aus der Traisener Bastei seine Sonderklasse. Breit aufgefächerte Fruchtsüße, extrem dichtes Konzentrat in Kombination zur perfekt harmonierenden Säure.
- Fazit
2015 wird ein großes Jahr für süße Rieslinge aus Deutschland. Flächendeckendes Spitzenniveau bieten die Weingüter aus Mosel, Saar und Ruwer. Angesichts der hohen Säurewerte dürfte eine positive Entwicklung und Langlebigkeit für viele Jahre vorgezeichnet sein. Das Motto heißt deshalb: Einkaufen und voller Vorfreude abwarten.
Weiße Burgundersorten
Etwas im Schatten des übermächtigen Riesling-Angebots bot Berlin auch für Burgunder-Freunde positive Wein-Erlebnisse. Das Angebot an GGs aus 2015 blieb überschaubar, weil ein Teil der badischen Weingüter nicht vor Ort war und einige Winzer Spitzengewächse aus den Vorjahren vorstellten. Natürlich benötigen gerade die Spitzenburgunder Flaschenreife, für einen Marktüberblick sollte aber ein aktueller Präsentationszeitpunkt beibehalten werden.
- Baden
o Bercher, Grauburgunder Feuerberg Haslen
Zwei hervorragende Grauburgunder präsentierten die Kaiserstühler Burgunder- Spezialisten vom Weingut Bercher. Dabei hatte der vom Vulkangestein geprägte Feuerberg Haslen leichte Vorteile gegenüber dem Schlossgarten Villinger vom Lößboden. Der Feuerberg vereint Dichte mit mineralischer Frische. Dezent treten im Hintergrund gelbe Fruchtnoten hinzu.
o Dr. Heger, Grauburgunder Vorderer Winklerberg
Der badische Regionalvorsitzende Joachim Heger zeigte den Grauburgunder vom Vorderen Winklerberg. Die vulkanische Spitzenlage des Kaiserstuhls ermöglichte einen ungemein druckvollen Burgunder, der trotzdem Weichheit und Harmonie ausstrahlt. Vergleichbares Niveau erreicht auch der Weißburgunder Winklerberg Winklen. Ein straffer, komplexer Burgunder mit Tiefgang und Komplexität.
o Huber, Chardonnay Schlossberg (2014)
Das Weingut Huber stelle zwei Chardonnay aus dem Vorjahr 2014 an. Am Chardonnay Schlossberg führt kein Weg vorbei. Julian Huber schickt sich an, mit seinen Chardonnays eine neue Dimension in Deutschland zu erreichen. Der hochwertigere Schlossberg verfügt über eine sensationelle Tiefe, Charakter und Komplexität. Mineralität und feinste Birnen-Aromen in Vollendung. Bernhard Huber wird aus dem Wein-Paradies die positive Entwicklung seines Weinguts mit Befriedigung registrieren.
- Pfalz
o Dr. Wehrheim, Weißburgunder Mandelberg
Garant für Spitzen-Weißburgunder ist seit Jahren das Weingut Dr. Wehrheim aus Birkweiler. Auch 2015 kommt am Mandelberg kein anderer Weißburgunder vorbei. Unnachahmlich die frische, komplexe Frucht und die Vielschichtigkeit des Burgunders aus der Südpfalz.
o Rebholz, Weißburgunder Im Sonnenschein
Es ist nicht nur ein Marketingspruch: Typisch Rebholz. Rebholz-Weine haben tatsächlich einen hohen Wiedererkennungswert. Auch im Weißburgunder findet man die gewohnten kräutrigen, grünen Noten. Ein kräftiger Weißburgunder mit großer Vitalität.
- Fazit
Der Jahrgang 2015 bringt bei den weißen Burgunder-Sorten sehr gute Qualitäten, nicht aber die Brillanz vieler Rieslinge. Während Baden beim Grauburgunder dominiert, liegt die Pfalz bei den Weißburgundern an der Spitze. Für eine endgültige Bewertung ist es aber noch zu früh.
Silvaner
Franken ist Silvaner-Land. Zwar feiert die in den letzten Jahren etwas vernachlässigte Rebsorte auch in anderen Anbaugebieten derzeit eine Renaissance. In Berlin und Stuttgart bestätigten aber die fränkischen Silvaner ihre Vormachtstellung.
- Franken
o Horst Sauer, Silvaner Am Lumpen 1655
Horst Sauer schenkte aus 2015 einen ungemein dichten und stoffigen Silvaner aus. Trotz wuchtiger Kraft unheimliche Eleganz. Der Wein verfügt über eine gute Struktur mit süßen, gelben Fruchtaromen.
o Bürgerspital, Silvaner Stein
Das Bürgerspital hat sich beim Silvaner wieder in der Gebietsspitze etabliert. Der 2015er aus der Paradelage Stein zeigt ausgewogene Fruchtnoten nach Birne. Trotz dichter Substanz hat der Silvaner eine animierende Frische.
o Knoll, Silvaner Stettener Stein
Ludwig Knoll hat jahrelang auf die Gleichwertigkeit des Stettener mit dem Würzburger Stein hingewiesen. Die hohe Qualität des 2015er Silvaners vom Stettener Stein steht außer Frage. Ein animierender Wein, der trotz seiner Stoffigkeit eine animierende Frische bewahrt.
- Fazit
2015 ist wieder ein gutes Silvaner-Jahr ohne gleich in Superlative verfallen zu müssen.
Spätburgunder
2014 hatten die Winzer mit schwierigen Witterungsbedingungen zu kämpfen. So konnte man gespannt sein, was die deutschen Spitzenbetriebe im roten Segment in die Flasche brachten. Das Angebot an Spätburgundern in Berlin war quantitativ überschaubar, zumal einige Weingüter reifere Jahrgänge vorstellten.
- Ahr
Die Rotwein-Spezialisten von der Ahr konnten aus 2014 beachtlich dichte und kräftige Rotweine präsentieren. Witterungsbedingt fehlte vielleicht die letzte Brillanz und Komplexität. An der Spitze zwei bekannte Namen.
o Meyer-Näkel, Spätburgunder Kräuterberg
Nomen est omen. Auch im Jahrgang 2014 verfügt der Kräuterberg wieder über die typische Kräuternote. Der dichte Spätburgunder zeigt auch in diesem schwierigen Jahr enorme Dichte und tiefe Komplexität.
o Stodden, Spätburgunder Herrenberg
Das Weingut Jean Stodden steht für wuchtige Spätburgunder mit großer Kraft. Der 2014er Herrenberg bildet hier keine Ausnahme. Ein Burgunder mit Dichte und Tiefgang. Die Tannine sind noch etwas rau. Am besten noch einige Jahre in den Keller legen.
- Baden
In Baden konnten die VDP-Weingüter 2013 erstaunliche Qualitäten beim Spätburgunder aufbieten. Der aktuelle Jahrgang 2014 reicht da nicht ganz heran. Da wichtige Weingüter in Berlin fehlten, ist ein Gesamtüberblick über die 2014er Spätburgunder noch nicht möglich. Einer überstrahlt aber weiterhin alles.
o Huber, Spätburgunder Sommerhalde
Als hätte es keine Zäsur gegeben. Julian Huber knüpft mit den 2014er Spätburgundern nahtlos an das Niveau seines zu früh verstorbenen Vaters Bernhard Huber an. Aktuell ist die Bombacher Sommerhalde etwas stärker als der Hecklinger Schlossberg. Der vom Muschelkalk geprägte Pinot zeigt wieder diese einzigartige tiefe Frucht nach roten Beeren. Komplexität und Vielschichtigkeit. Das Weingut Huber spielt auch in dieser Saison in einer eigenen Liga.
o Bercher, Spätburgunder Feuerberg Kesselberg
Das Weingut Bercher mischt bei allen Burgundersorten in der Gebietsspitze mit. Der 2014er Spätburgunder aus dem Feuerberg zeigt wieder die typisch rauchigen Noten des Feuerbergs. Ob der Vulkan in der Tiefe noch lodert?
o Franz Keller, Spätburgunder Achkarrer Schlossberg
Eine Bereicherung für den VDP Baden war die Aufnahme des Weinguts Franz Keller. Der 2014er Spätburgunder aus dem Achkarrer Schlossberg ist aktuell der zugänglichste Rote. Der Pinot verfügt über eine gute Struktur und mutet sehr burgundisch an. Gezähmte Kraft mit feiner Frucht.
o Dr. Heger, Spätburgunder Vorderer Winklerberg
Die Spätburgunder von Joachim Heger haben in den letzten Jahren deutlich zugelegt. Der Vordere Winklerberg aus 2014 zeigt seine vulkanische Herkunft. Die Tannine sind noch deutlich spürbar. Der Pinot lässt noch großes Entwicklungspotenzial erwarten.
- Franken
In Franken dominiert das Weingut Fürst seit Jahren das rote Segment. Daran wird sich auch 2014 wohl nichts ändern. Aus dem stärkeren Jahrgang 2013 stellte Benedikt Baltes vom Weingut Stadt Klingenberg beachtliche Qualtäten vor.
o Fürst, Spätburgunder Hundsrück
Auch die 2014er Spätburgunder des Weinguts Rudolf Fürst zeichnen sich nicht durch Wucht, sondern durch ihre seidige Eleganz aus. Der Hundsrück verfügt dazu über rauchige Noten. Einer der Spitzenburgunder des Jahrgangs.
o Stadt Klingenberg, Spätburgunder Schlossberg (2013)
Benedikt Baltes präsentierte aus 2013 einen hochwertigen Spätburgunder in großer Harmonie und Tiefe. Deutliche Aromen nach roter Johannisbeere umschmeicheln die gut eingebundenen Tannine.
- Pfalz
Die Spitzenweingüter der Pfalz präsentierten in Berlin zu großen Teilen Spätburgunder der Vorjahre. Die nur vereinzelt verkosteten Pinots zeigen das hohe Potenzial dieses Anbaugebiets bei dieser Rebsorte.
o Becker, Spätburgunder St. Paul (2012)
Junior-Chef Fritz Becker hatte Spätburgunder der Jahrgänge 2012 und 2013 nach Berlin gebracht. Natürlich zeigen die Pinots aus 2012 eine größere Harmonie und Reife. Dass Spätburgunder aus der Pfalz bundesweit an der Spitze mitspielt, zeigt der 2012er St. Paul. Ein dicht gewobener Burgunder mit reifer Frucht und Schokoladen-Aromen. Ein in sich ruhender Wein mit großer Gelassenheit.
o Knipser, Spätburgunder Mandelpfad (2012)
Das Renommier-Weingut aus der nördlichen Pfalz bringt seine hochwertigen Rotweine erst nach einigen Jahren Flaschenreife in den Verkauf. Wenn man den 2012er Mandelpfad probiert, wird das verständlich. Ein ungemein runder Pinot in perfekter Harmonie. Intensive Johannisbeeren-Aromen geben dem Wein frische Lebendigkeit.
- Rheinhessen
In Mainz konnte das 2014er Spätburgunder-Angebot Rheinhessens probiert werden. Die 2014er Spätburgunder hatten einige Highlights, aber auch zahlreiche durchschnittliche Weine.
o Klaus Keller, Spätburgunder Frauenberg
Auch beim Spätburgunder stellt Klaus Keller mit dem vorgestellten 2014er Frauenberg die Gebietsspitze. Der komplexe und samtige Pinot zeigt Aromen nach Schokolade und Kräutern. Eine frische Säure stört die große Harmonie des Weins keineswegs.
o Kühling-Gillot, Spätburgunder Kreuz
Neben der Riesling-Phalanx trumpfte das Weingut Kühling-Gillot mit einem überzeugenden Spätburgunder Kreuz aus 2014 auf. Harmonische Eleganz und beeindruckende Tiefe prägen diesen Pinot.
- Württemberg
Die Jahrespräsentation des VDP Württemberg verdeutlichte, dass das Anbaugebiet nicht nur mit Lemberger, sondern zunehmend auch mit Spätburgunder punkten will. In 2014 kamen die schwäbischen Spätburgunder aber nicht ganz an die Lemberger heran.
o Schnaitmann, Spätburgunder Fellbacher Lämmler
Rainer Schnaitmann bildet seit Jahren mit seinem Spätburgunder die Gebietsspitze. Der 2014er Lämmler zeigt wieder eine dichte Struktur und kräftige Tannine. Der Wein verfügt über eine hohe Dichte.
o Staatsweingut Weinsberg, Spätburgunder Gundelsheimer Himmelreich
Das Staatsweingut Weinsberg präsentierte aus 2014 einen ungemein sanften Spätburgunder aus dem Gundelsheimer Himmelreich. Perfekte Harmonie und ausgeprägte Fruchtaromen nach roter Johannisbeere.
- Fazit
2014 ist kein Traumjahrgang für den deutschen Spätburgunder. Für die Spitzenbetriebe des VDP gibt es aber offensichtlich keine schlechten Jahre mehr. An der Spitze steht das badische Weingut Huber aus Malterdingen. Weitere Ausnahmeweine lieferten Meyer-Näkel und Stodden von der Ahr sowie Rudolf Fürst aus Franken. Viele Spätburgunder aus 2014 - z. B. aus der Pfalz - werden aber noch vorgestellt
Lemberger
Die gesamte Lemberger-Palette aus Württemberg konnte man nicht in Berlin, aber auf der Regionalpräsentation in Stuttgart genießen. Nachdem sich die 2013er Lemberger wegen der hohen Säurewerte äußerst positiv entwickelt hatten, war man auf die 2014er gespannt. In der Breite mussten die Weingüter dem schwierigen Umfeld Tribut zollen. In der Spitze gibt es aber sehr gute Qualitäten.
- Württemberg
o Aldinger, Lemberger Fellbacher Lämmler
Der Vorzeige-Lemberger aus Schwaben. Zwar reicht die Qualität 2014 nicht ganz an die Vorjahre heran. Mit seiner Tiefe, der Komplexität und den vielschichtigen Schokolade- und Frucht-Aromen ist der Lämmler aktuell der beste Lemberger des Jahrgangs.
o Haidle, Lemberger Stettener Mönchberg
Der Seriensieger des Deutschen Rotweinpreises steht mit seinem 2014er Mönchberg noch ganz am Anfang seiner Entwicklung. Die große Dichte und die Vielschichtigkeit deuten aber bereits auf sein hohes Potenzial hin.
o Schnaitmann, Lemberger Fellbacher Lämmler
Wie dem Weingut Aldinger gelang auch dem Weingut Schnaitmann 2014 wieder ein ausgezeichneter Lemberger aus dem Fellbacher Lämmler. Hohe Konzentration, noch spürbare Tannine und eine tiefe Frucht zeichnen diesen Lemberger aus.
- Fazit
Die Lemberger aus 2014 sind den württembergischen Spätburgundern aus diesem Jahrgang einen Tick voraus. Der VDP sollte dem Lemberger ausreichend Beachtung schenken. Das Potenzial hat die Rebsorte allemal.
Resumee
Der hoch gelobte Jahrgang 2015 brachte eine enorme Dichte an trockenen und süßen Spitzenrieslingen hervor. Beim trockenen Riesling hat das Anbaugebiet Mosel – mit Saar und Ruwer – eindeutig die Nase vorn. Serienweise Ausnahmeweine wie von Busch, Dr. Loosen, Heymann-Löwenstein und Maximin Grünhaus lassen das Herz der Weinfreunde höher schlagen. Auch die Nahe profitierte vom heißen Sommer bei hohen Säurewerten. Weine von Dönnhoff, Emrich-Schönleber und Schäfer-Fröhlich sollten in keinem gut sortierten Weinkeller fehlen. Bei den süßen Rieslingen steht gleichfalls die Mosel und die Saar auf dem Siegertreppchen. Exemplarisch sind die Weingüter von Othegraven und Fritz Haag zu nennen. Auch in anderen Regionen gelangen hervorragende süße Rieslinge (Horst Sauer, Weil, Dr. Crusius).
Die Qualität der weißen Burgundersorten kann noch nicht abschließend beurteilt werde. In Baden dürften die Grauburgunder stärker abschneiden (Bercher, Dr. Heger). Beim Weißburgunder brillieren bislang die Pfälzer Dr. Wehrheim und Rebholz. Gute Silvaner erzeugten 2015 die fränkischen Weingüter Horts Sauer, Knoll und das Bürgerspital. Auch hier stehen noch wichtige Weine renommierter Anbieter aus.
In die Geschichte deutscher Rotweine wird der Jahrgang 2014 eher nicht eingehen. Den Spitzenbetrieben des VDP gelangen trotzdem hervorragende Spätburgunder. Zwar fehlen aus 2014 noch Weine wichtiger Erzeuger gerade aus der Pfalz. Nach den bisherigen Verkostungen liegt das badische Weingut Huber an der Spitze. Aber auch die Ahr-Spätburgunder von Meyer-Näkel und Stodden haben herausragende Qualität. Immer eine Bank sind die eleganten Spätburgunder von Fürst in Franken. Der Lemberger entwickelt sich zur interessanten Rotweinsorte in Deutschland. Aus dem Jahrgang 2014 haben die Württemberger Aldinger, Haidle und Schnaitmann hohes Potenzial.
Der VDP stellte in Berlin wieder seine Sonderstellung als Eliteverband der deutschen Weinszene nachdrücklich unter Beweis. Erst mit der Präsentation der Großen Lagen im September kann ein fundiertes Urteil über die Weinjahrgänge gesprochen werden. Die Auftaktveranstaltung der Großen Lagen in Berlin ist für Weinkenner das Highlight im Weinkalender.
Degustationsbeschreibung von Manfred Beismann, September 2016