Saar-Riesling-Sommer 2017: Die Saar kam und siegte

 

Kann man den Saar-Riesling-Sommer des Vorjahres noch toppen? Nach dem Traumjahrgang 2015 mit vollreifen Trauben und rassiger Säure waren die Weinfreunde gespannt, was der Riesling-Jahrgang 2016 an der Saar zu bieten hat. Das umfangreiche Angebot an zwölf Stationen mit über 40 Weingütern war auch an zwei Veranstaltungstagen eine Herausforderung. Bei schönem Sommerwetter drängten sich die meisten Besucher natürlich wieder beim Weingut von Othegraven um die Starwinzer Günter Jauch und Roman Niewodniczanski (Weingut van Volxem). Auch die Gastwinzer - darunter die persönlich anwesende Rotwein-Ikone Friedrich Becker aus der Pfalz - waren ein Highlight. Die Haupterkenntnis beim Saar-Riesling-Sommer 2017 ist aber, dass die Region Saar nicht nur auf die Publicity ihrer prominenten Seiteneinsteiger setzt. An der Saar finden sich immer mehr gute Winzer und ein hochwertiges Gastronomie- und Hotelangebot. Die Saar hebt sich dabei wohltuend von der Mosel ab, in dem sie auf Individualtourismus setzt.

 

Natürlich haben im Jahrgang 2016 auch die Spitzenweingüter wie van Volxem und Zilliken hervorragende Weine in die Flaschen gezaubert. In den nachfolgenden Einkauftipps werden bewusst auch einige Newcomer präsentiert, die in den einschlägigen Weinzeitschriften (noch) nicht im Mittelpunkt stehen:

 

Weingut Cantzheim (Kanzem)

 

Gut Cantzheim ist ein Sehnsuchtsort vor der Rebenwand des Kanzemer Altenbergs. Das barocke Gutshaus wurde 1740 für das Weingut des Prämonstratenserklosters Wadgassen errichtet und später vom Priesterseminar Trier übernommen. Das 2007 privatisierte Anwesen wurde aufwändig saniert und präsentiert sich in neuem Glanz als Gästehaus, Veranstaltungsort und Vinothek des Weinguts Cantzheim. Der erste Jahrgang des Weinguts kann voll überzeugen. Der 2016er „Gärtner“ ist ein schöner Gutsriesling mit erfrischender und druckvoller Brillanz. Eine Steigerung bietet der trockene Riesling aus dem Saarburger Fuchs. Ein komplexer Wein mit zarter Bitternote nach Blutorangen.

 

Weingut Stefan Müller (Krettnach)

 

Die Auszeichnung als Jungwinzer des Jahres und die Aufnahme als empfehlenswerter Betrieb in den Gault Millau sind kein Zufall. Newcomer Stefan Müller rückt mit einer Palette trockener, feinherber und süßer Rieslinge neue Lagen rund um Krettnach ins Rampenlicht. Bei dem (noch) günstigen Preisniveau sollten sich Weinfreunde mit dem 2016er eindecken. Unsere Empfehlung gilt dem fruchtsüßen Kabinett aus dem Niedermenniger Sonnenberg mit über 50 Gramm Restzucker, frischen vollmundigen Fruchtaromen und tänzelnder Säure. Ein weiteres Highlight ist der trockene, auf Diabas gewachsene Krettnacher Altenberg. Spontan vergoren zeigt er spritzige Säure und gelbe Fruchtaromen.

 

Weingut Würtzberg (Serrig)

 

Das frühere Weingut Dr. Siemens firmiert nach seinem Verkauf an die Familie Heimes unter dem alten Namen Würtzberg. Das imposante Anwesen mit einer wunderschönen Vinothek bildet eine herrliche Kulisse für die exzellenten Weine. Im Glas präsentieren sich spontan vergorene Rieslinge mit knackiger Säure. Eine ganze Palette hervorragender Rieslinge macht die Wahl schwer. Wir entscheiden uns für den trockenen Gutsriesling Scivaro und den Blauschiefer-Riesling aus dem im Alleinbesitz befindlichen Serriger Herrenberg. Die Steillage bringt Rieslinge von zeitloser Eleganz und ausgeprägter Mineralität hervor.

 

Weingut von Hövel (Oberemmel)

 

Das Traditionsweingut von Hövel hat die Qualität seiner Weine in der aktuellen Kollektion nochmals gesteigert. Max von Kunow präsentierte eine breite Palette wunderbarer Saar-Rieslinge vom trockenen Gutswein bis zum Eiswein. Schon der trockene Saar-Riesling ist eine äußerst gelungene Basisqualität. Aus der Großen Lage Oberemmeler Hütte besticht der mit 12 Gramm Restsüße ausgestattete Riesling. Ein harmonischer Wein mit perfektem Frucht-/Säurespiel. Aus der Zusammenarbeit mit der Starköchin Lea Rinser entstand als grenzüberschreitendes Projekt der 2016er Saar Riesling LMEAAX. Die Kombination der feinherben Restsüße und der zarten Bitternote nach Blutorangen und Rosen macht ihn zu einem exzellenten Speisebegleiter.

 

Weinhof Herrenberg (Schoden)

 

Spontan, qualitätsbewusst und unverwechselbar. Eine Kollektion abseits des Mainstreams. Schmelzige und dichte Rieslinge mit einer für die Saar atypischen Fülle. Die Kaufempfehlung gilt dem spontan vergorenen LochRiesling. Für einen Gutswein außergewöhnlich expressiv und ausdrucksstark. Eben ein Individualist.

 

Weingut Maximin Grünhaus (Mertesdorf/Ruwer)

 

Der neue Vorsitzende des VDP-Regionalverbands Mosel Dr. Carl-Friedrich von Schubert läuft im aktuellen Jahrgang zur Höchstform auf. Niemand arbeitet die Individualität der Ruwer-Rieslinge so wunderbar heraus wie Maximin Grünhaus. In 2016 ist bereits der Gutswein Monopol ein Hochgenuss. Ein druckvoller Riesling mit intensiver Spannung aus den Traumlagen Bruderberg, Herrenberg und Abtsberg. Im Spitzensegment ist wieder der fruchtsüße 2016er Abtsberg eine Bank. Tropische Aromen, Maracuja, Mango und Aprikosen vibrieren um die Wette. Ein vielschichtiger Top-Riesling aus einer Großen Lage.

 

Der Riesling-Jahrgang 2016 muss sich an der Saar nicht hinter dem ausgezeichneten Vorjahr verstecken. Zwar waren die Rieslinge 2015 oft brillanter und die Säure rassiger. Vielleicht wird aber 2016 mit der eher milden, aber dennoch präsenten Säure und der feingliedrigen Frucht in einigen Jahren exemplarisch für den typischen Saar-Riesling stehen. In jedem Fall hat der Saar-Riesling-Sommer 2017 wieder beste Werbung für die Saar gemacht. Für den qualitätsbewussten und Ruhe suchenden Riesling-Freund entwickelt sich die Saar zunehmend zum Traumziel. Neben einer hohen Dichte an Spitzen-Weingütern überzeugen zunehmend neue Unterkünfte wie Cantzheim in Kanzem und die gute Gastronomie wie z. B. das Restaurant Ayler Kupp beim Weingut Lauer in Ayl.

 

Degustationsbeschreibung von Manfred Beismann, August 2017